Danke Corona

Dankt Gott, ganz gleich wie eure Lebensumstände auch sein mögen. — 1. Thessalonicher  5,18a

 

Als ich letzte Woche mit dem Fahrrad an der Ostsee war, kam ich, mit einem Müsliriegel und einer Flasche Wasser, aus einem Lebensmittelgeschäft. Die Sonne schien und ich war 100 Meter vom Strand entfernt.

„Ich hab keinen Bock mehr auf diese Schei… Corona Krise. Wann kann endlich wieder alles normal sein?“, sprudelte es aus der teuer gekleideten Dame, auf dem Weg zur ihrem teuren Auto.

Beichte: Der ältere Mann, der neben mir sein Fahrrad aufschloss und ich konnten uns nicht verkneifen, uns laut darüber zu unterhalten, wie schön der Ort und das Wetter doch waren und wie gut es uns doch gerade ging, in Deutschlands schönstem Bundesland.

 

Ein paar Minuten später am Strand sass, hab ich, bei Müsliriegel und Mineralwasser, über Dankbarkeit nachgedacht. Hier ein Blick in meine Strandgedanken:

 

Scheinbar kann man gleichzeitig dankbar und arrogant sein.

 

Deine Gefühle und Ängste sind legitim und sollten mir kein schlechtes Gewissen machen.

    Meine Tochter hat sich total auf ihr Kleid, für den Abi Ball, gefreut.

    Der Rikscha-Fahrer, der sich, in Corona Zeiten, nur noch, mit ein paar Fahrten, Geld für seine Reise zurück in sein Heimatdorf, verdienen wollte. Weil die Polizei ihn erwischt und zur Strafe seine Reifen zerschnitten hat, schläft er jetzt, mit vielen der Armen unter einer Brücke, hat Angst sich dort anzustecken und wäre gerne zuhause.

    Die vielen Konzerte und Camps, die meine Frau und ich absagen mussten.

    Die beiden lieben Menschen, aus unserer Kirche, die alleine wohnen und sich einfach nur mal eine Umarmung wünschen. Nicht so eine sozial distanzierte. Eine richtige.

    Meine Nichte Paula, die ihren 5. Geburtstag, diese Woche, tapfer, als ZOOM Konferenz gefeiert hat, obwohl sie ihre Freundinnen so viel lieber bei sich gehabt hätte.

 

Dankt Gott, ganz gleich wie neue Lebensumstände auch sein mögen.    —      Echt jetzt?

 

Ja, echt! Dankbarkeit ist immer eine gute Idee.

Für mich heißt das aber nicht, dass ich andere ermahne gefälligst dankbarer zu sein. Sorry an die Dame mit den hübschen Klamotten und dem teuren Auto.

 

Heißt für mich nicht, dass ich mich zwinge, dankbar zu sein, für die Dinge, die mir gerade weh tun oder die einfach nur nerven.

 

Heißt für mich, für die Menschen zu beten, da zu sein, an die zu denken, denen es viel mieser geht als mir. Deren Jammer-Niveau oft weit unter meinem liegt.

 

Heißt für mich, meine Augen aufzumachen, für Dinge, die mich gerade in dieser Lebenslage dankbar machen.

Hier ein Auszug, aus meiner persönlichen Liste: Das Wetter, Internet, Kaffee, Gesundheit, flexible Zeiteinteilung, der Ort an dem wir leben, meine ganze Familie ist gerade hier, Bier, die Chance, die diese Zeit bietet, als Gesellschaft, ganz wichtige Dinge neu zu lernen.

Dankbarkeit verändert mich. Macht alles irgendwie besser und man kann sie finden.

 

 

Mach doch selber mal eine Liste. Wofür bist du gerade jetzt dankbar?

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